Die ostsyrisch-nestorianische ‚Kirche des Ostens’ als kontinentales Netzwerk im Asien der Vormoderne
WissenschaftlerIn: |
Prof. Dr. Klaus Koschorke |
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Projektbeschreibung
Angesichts zahlreicher neuer Funde und als Repräsentantin eines sehr alten und weit verbreiteten Zweigs des orientalischen Christentums findet die ostsyrisch-nestorianische „Kirche des Ostens“ in jüngster Zeit erneut große Beachtung. Sie reichte auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung im 13. und 14. Jh. von Syrien bis Ostchina und Sibirien bis Südindien und stellte somit – neben der abendländischen Kirche – ein zweites Zentrum sowie die „größte Missionskirche der zeitgenössischen Christenheit“ (W. Hage) dar. Ein Projekt ist in Vorbereitung, das ein dreifaches Ziel verfolgt: (a) Bestandsaufnahme neuerer Funde, einschlägiger Publikationen und Forschungsergebnisse (die vielfach nur in disparaten und teils äußert beschränkt zugänglichen Organen publiziert wurden); (b) regionale Einzelstudien, etwa zur nestorianischen Präsenz in Sri Lanka (bezeugt seit dem 6. Jh.); (c) eine neue Darstellung der „Kirche des Ostens“ als eines gesamtkontinentalen christlichen Netzwerkes in Zeiten der europäischen Vormoderne. Eine Exkursion zu den nestorianischen Stätten entlang der Seidenstrasse in China und Zentralasien (Kirgisien, Usbekistan) im Herbst 2006 diente der Vorbereitung des Projektes. Eindrücke dieser Reise vermittelt ein auf dem Webportal des Instituts abrufbarer Fotoreisebericht.
Angesichts der aktuellen Diskussionen über historische Frühformen der Globalisierung als großräumiger Vernetzung gewinnen die von J. Osterhammel sog. ‚religiösen Ökumenen’ der Vorneuzeit wachsende Beachtung. Eine Einzeichnung der ostsyrisch-nestorianischen „Kirche des Ostens“ in diese Debatte findet sich im folgenden Vortrag vor der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Juli 2008: